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Die Würde des Menschen bleibt auf der Strecke!

Leserbrief zur Berichterstattung über 75 Jahre Grundgesetz und zum Brenner-Nordzulauf (Politik- und Regionalteil des Oberbayerischen Volksblatts):

75 Jahre Grundgesetz, die Grundlage unserer Demokratie! Trotzdem: Vorsicht, dass nicht Gesetzesteile geduldiges Papier werden! Jeder sieht, wie durch die Planung der DB für den Brenner-Nordzulauf dies bereits gegenüber dem ersten Satz des Gesetzes geschieht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Da werden nicht nur im Vorland des Inntals und im Tal selbst Landschaft und Erholungsraum zerstört, Trinkwasserversorgung und eine Mineralwasserquelle gefährdet, landwirtschaftliche Flächen zerschnitten oder ruiniert.
Da werden konkret qualifizierte Planungsgegner, die seit Jahren den unabdingbaren Bedarfsnachweis fordern, wie dumme Jungen ohne Antwort gelassen bzw. von einem Politiker abgefertigt: „Aus meiner Sicht ist der Bedarf da“, so Bayerns Verkehrsminister Bernreiter. Privatmeinung statt konkreter Nachweise! Basta!
Da würden die künftigen Fahrgäste durch die vielen Tunnels zu Maulwürfen degradiert, statt wie bisher eine der schönsten Bahnstrecken Europas zu genießen. Da würde man wohl künftig eine Italienreise lieber auf der Straße statt mit der Bahn beginnen.
Da werden jahrhundertealte landwirtschaftliche Existenzen vernichtet und den Betreibern die Zukunft zerstört. Ihre Verzweiflung hallt durch die Presse: „Seit Monaten können die Menschen kaum mehr schlafen.“ „Unseren Hof gibt es seit 1471. Kommt die Trasse, müssen wir zusperren.“
Die Bewohner eines vom Brenner-Nordzulauf tangierten Weilers sehen sich seitens der Bahn informiert: „Ihr seid zum Aussterben verdammt.“
Da muss man an die Vernichtung nordamerikanischer Indianer und Bisons denken, die damals auch als unvermeidliche Begleiterscheinung eines kontinentalen Bahnbaus galt.
„Die Würde des Menschen“, sie ist beim Brenner-Nordzulauf längst auf der Strecke geblieben.

Professor Dr. Hilmar Mund,
Brannenburg