Kein Bedarf für neuen Brenner-Nordzulauf
Gemeinsame Pressekonferenz von Brennerdialog Rosenheimer Land und Bund Naturschutz in Bayern am 15.02.2022
„Unrealistische Annahmen“ und „folgenreiche Denkfehler“ in den Studien der Lobbyorganisation ‚Brenner Corridor Platform‘ (BCP)
Kernpunkte der Stellungnahme der Vieregg Rössler GmbH zu den Studien und Verkehrsprognosen der Brenner Corridor Platform:
- Die BCP-Studie zum Personenfernverkehr offenbart ein Dilemma: Die schnellsten Züge München – Verona mit nur einem Halt in Innsbruck sind nutzlos für alle Fahrgäste, die an einer Zwischenstation aus – oder einsteigen wollen; das Fahrgastaufkommen wäre daher entsprechend gering. Die Folge: Im favorisierten Szenario sind sämtliche Züge eine Stunde langsamer als möglich, da sie aufgrund mehrerer Zwischenhalte viele Abschnitte der teuren Neubaustrecke nicht nutzen können („ein Fall für die Rechnungshöfe“). Nur wenige Fernverkehrszüge pro Tag sollen künftig auch in Rosenheim halten.
- Die in der BCP-Studie zum Schienengüterverkehr angenommene Verlagerung von der Tauern- auf die Brennerroute bedeutet einen Umweg von ca. 150 km und ist daher unplausibel und unseriös. Die prognostizierten Zugzahlen müssen dementsprechend nach unten korrigiert werden.
- Der im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) vorgesehene Ostkorridor für den Schienengüterverkehr wurde nicht einbezogen. Die Annahme der Studie, die Containerzüge vom Hafen Triest im Jahr 2040 über Verona – Brenner nach Deutschland zu leiten, ist mit dem BVWP nicht vereinbar.
- Alternativrouten zur Entlastung der Strecke Rosenheim – München wurden nicht berücksichtigt. Durch Modernisierung der Bahnstrecke Rosenheim – Mühldorf könnte ein Teil der Güterzüge Richtung Ostkorridor verlagert werden.
- Ein Drittel des Straßengüterverkehrs über den Brenner ist Umwegverkehr. Drängt man diesen über höhere Kosten auf die Schiene, wird er automatisch den billigsten und auch kürzesten Weg nehmen, z. B. durch Rückverlagerung auf den bei Weitem noch nicht ausgelasteten Gotthard.
- Der prognostizierte Mehrverkehr kann auf der Bestandsstrecke abgewickelt werden. Dies trifft auch für die bestehende Bahnstrecke München – Rosenheim zu. Ein viergleisiger Ausbau der Strecke Grafing – Rosenheim – Kiefersfelden ist unnötig, ein Ausbau des Bahnknotens Rosenheim dagegen sinnvoll.
Das Online-Video der Pressekonferenz können Sie hier aufrufen.
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