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84% sind gegen neue Bahntrasse, Online-Umfrage zeigt klares Meinungsbild.

Fast 3.000 Bürger haben an der Online Umfrage der Bürgerinitiativen teilge-nommen und 84 % haben sich gegen eine Neubautrasse ausgesprochen.

Vom 4. bis 28. November haben fast 3.000 Bürger an der Online-Umfrage des Brenner-Dialogs teilgenommen. 84 % lehnen eine Neubautrasse ab, 91% befürworten die Modernisierung der Bestandsstrecke und bei 79 % be-einflusst das Thema die Wahlentscheidung bei der Kommunalwahl 2020. Die Online-Umfrage war notwen-dig, um wichtige Aspekte abzufragen, die bei der Forsa-Umfrage der DB ignoriert wurden. Hierzu zählen Aspekte wie der fehlende Bedarfsnachweis, alternative Lösun-gen der Verkehrsprobleme auf dem Brenner sowie die Vorteile einer Modernisierung der Bestandstrecke. Die Umfrage erfolgte online, da die finanziellen Mittel für eine repräsentative Umfrage durch ein Marktforschungsinstitut nicht vorhanden sind. „Die Ergebnisse der Online-Umfrage zeigen deutlich, dass ein sehr großer Teil der Bürger eine neue Trasse ablehnt und den Ausbau der Bestandsstrecke mit optimalem Lärmschutz befürwortet“, so Thomas Riedrich.

Wie nicht anders zu erwarten, reduziert die DB in ihrer Kommunikation die Ergebnisse der Forsa-Umfrage auf die Zustimmung der deutschen Bürger von 55 % für die Neu-baustrecke. Diese liegt damit bereits um 23 Prozentpunkte niedriger als im Juli 2018, bei der noch 78% das Projekt be-fürwortet haben. Interessant ist, dass die Befragten in Frage 14 der Forsa-Umfrage die Belastungen einer Neubaustrecke durch Lärm sowie die Zerstörung von Natur und Landschaft eindeutig (75% bis 98%) ablehnen. Die Menschen wollen in erster Linie keine neue Bahnstrecke, sondern eine Lösung der Verkehrsprobleme, den Schutz der Natur und weniger Lärm. Die Bewertung der Neubaustrecke fällt ganz anders aus, wenn die Bürger detaillierte Infos zu alternativen Problemlösungen und den Vorteilen einer modernisierten Bestandsstrecke erhalten. Das zeigt die Umfrage des Brennerdialogs deutlich.

Der Aufbau und die Struktur der Umfrage des Brennerdialogs sind ähnlich der Forsa-Umfrage, allerdings mit zusätzlichen Inhalten, die von der Forsa-Umfrage „ausgeblendet“ wurden. Dies ermöglicht eine Vergleichbarkeit des Meinungsbildes. Die Umfrage der Bürger-initiativen fragt aber differenziert nach Aspekten wie Verkehrsvermeidung, alternative Verkehrskonzepte (höhere Maut, Alpentransitbörse etc.), dem fehlenden Bedarfsnachweis, dem Nutzen einer Neubaustrecke oder den Vorteilen einer ausgebauten Bestandsstrecke mit Schallschutz nach Neubaustandard. Es sind wohl diese zusätzlichen Informationen, die zu einer Zustimmung von 91% für Modernisierung und Ausbau der Bestandsstrecke führen. Mit einer modernisierten Bestandsstrecke kann eine Verlagerung des LKW-Verkehrs auf die Schiene problemlos realisiert und gleichzeitig die Lärmbelastungen im Inntal reduziert wer-den. Hier zeigt sich einmal mehr, wie vernünftig und verantwortungsvoll Bürger stimmen, wenn sachlich und umfassend informiert wird.
Auch wenn die Umfrage aus finanziellen Gründen nicht durch ein Marktforschungsunter-nehmen repräsentativ durchgeführt werden konnte, sind die Ergebnisse der Online-Umfrage doch aussagekräftig. Die Diffamierung durch die DB und den Forsa-Autor Jonas Köllner als „Käse“ und „Leuteverdummung“, zeigt einmal mehr wie mit der „Arroganz der Macht“ und finanziellen Mitteln Großprojekte durchgedrückt und die Stimme der Bürger unterdrückt werden sollen.
Die Ergebnisse im Detail
Insgesamt haben 2.997 Bürger teilgenommen, davon 1.246 Teilnehmer mit E-Mail Adresse. Nur diese werden für die Auswertung herangezogen, um mögliche doppelte Teilnehmer auszuschließen. Die Altersverteilung zeigt, dass die Teilnehmer aus der Mitte der Gesell-schaft kommen (Frage 3.1). Auch die Bürger, die nicht direkt von der Neubaustrecke betroffen sind, lehnen diese zu 75 % ab. Die Frage 3.3 nach der Anzahl der Grobtrassen zeigt, dass die Mehrheit (72%) gut informiert ist. Die Ablehnung von Lärmbelastung und Naturzerstörung liegt auf einem ähnlichen Niveau wie bei der Forsa-Umfrage. Allerdings sind die Befürworter einer Neubaustrecke (16 %) sehr überzeugt und nehmen zu 87% für eine Neubau-strecke auch den Flächenverbrauch, die Zerschneidung von Lebensräumen sowie den Verlust von Biotopen und Naherholungsgebieten in Kauf (Frage 1.4). Insgesamt ergibt sich ein sehr eindeutiges Stimmungsbild der Befragten – einige Beispiele:
91 % sind für Lärmschutz an der Bestandstrecke nach Neubaustandard (Frage 2.2)
88 % wollen, dass der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer umgehend eine höhere LKW-Maut und feste Verteilungsquoten für alle Alpenpässe einführt (Frage 1.1)
88 % wollen eine Verkehrsvermeidung, um den Güterverkehr zu verringern (Frage 1.3)
86 % befürworten Steuermittel für unabhängige Studien und die Informationsarbeit der Bürgerinitiativen (Frage 1.13).
für 87 % ist eine Fahrzeitverkürzung von 3 Minuten zwischen München nach Kufstein kein Grund für eine neue Hochgeschwindigkeitstrasse (Frage 1.4)
84 % der Befragten befürchten, dass durch den Neubau die Finanzmittel für einen besse-ren Schallschutz auf der Bestandsstrecke fehlen (Frage 1.7)
84 % der Befragten lehnen eine Neubaustrecke ab (Frage 2.3)
für 79 % beeinflusst das Thema die Kommunalwahl 2020 (Frage 2.5)